Kurzer Abriss der Geschichte von Innichen
Um 1000 v. Chr. zogen illyrische Volksstämme aus dem Südosten durch die Gegend des heutigen Innichen. Nachdem diese als Nomaden und Viehbauern die Weidewirtschaft betrieben, haben sie nur wenige Spuren hinterlassen.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. ließen sich keltische Stämme hier nieder, sie betrieben bereits neben der Viehzucht auch Ackerbau und gründeten eine kleine befestigte Ortschaft.
15 v.Chr. eroberten die Römer die Provinzen Rätien und Noricum (also auch die Gegend von Innichen). Nachdem die Römerstraße (via Claudia Augusta), die Aquileja mit Augsburg (Augusta Vindelicorum) verband, durch unsere Gegend führte, gründeten die Römer mit größter Wahrscheinlichkeit hier die Militärstation „Littamum“ (ca. 500 Einwohner).
Am Ende des 6. Jahrhunderte n. Chr. lieferten sich im Hochpustertal die aus dem Osten vorgerückten Slawen mit den aus dem Norden vorrückenden Bajuwaren erbitterte Kämpfe. Die damals bestehende Ortsschaft (Littamum?) wurde zerstört, ob durch kriegerische Ereignisse oder durch eine Überschwemmung oder durch einen Großbrand, ist nicht geklärt.
769 schenkte der Bajernherzog Tassilo III. dem Abt Atto von Scharnitz einen Landstrich zwischen dem heutigen Welsberg im Westen und dem heutigen Abfaltersbach im Osten mit der Auflage, im „campus gelau“ (= eisiges Land) ein Benediktinerkloster zur Missionierung der heidnischen Slawen zu gründen; daraus entstand das heutige Innichen. Innichen ist somit das älteste Stift und eine der ältesten Siedlungen Tirols.
783 wurde Abt Atto von Scharnitz Bischof von Freising. Seitdem gehörte Innichen mit einer kurzen Unterbrechung bis zur Säkularisation im Jahre 1803 zum Fürstbistum Freising. Daher rührt auch der Mohr, das Wahrzeichen des Fürstbistums Freising, in unserem Gemeindewappen. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier (1969) wurden mit der Stadt Freising freundschaftliche Kontakte aufgenommen, die in den letzten Jahren vertieft wurden. Diese Kontakte bestehen einerseits zwischen den politischen Gremien, andererseits aber auch zwischen verschiedenen Vereinen beider Gemeinden.
965 verlieht Kaiser Otto der Große (I.) der Herrschaft Innichen die Immunität, d.h. die Hofmark Innichen wurde „reichsunabhängig“; Herr von Innichen blieb der Fürstbischof von Freising.
Um 1140 wurde das Benediktinerstift in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt, an die Stelle der Benediktinermönche traten nur „weltliche“ Geistliche, die Kanoniker.
Die Herrschaft Innichen („Hofmark Innichen“) erreichte im Hochmittelalter, also im 12. und 13. Jahrhundert, ihre absolute Blütezeit. Ihr Gebiet reichte von Welsberg im Westen, Abfaltersbach im Osten bis hinunter in die venetianische Tiefebene (Cadore). Im 13. Jahrhundert kolonialisierten Bauernfamilien aus der Gegend von Innichen einige Landstriche im Nordosten des heutigen Tolmin (Slowenien) und gründeten dort sechs Gemeinden.
Am 15. Juli 1303 verlieh König Albrecht I der Hofmark Innichen das Marktrecht.
Seit dem Hochmittelalter entrissen die Vögte (Grafen von Gröz, dann Grafen von Tirol), die eigentlich zum Schutz der freisingischen Herrschaft bestimmt waren, dieser fast sämtliche Ländereien, so dass am Ende (1803) von dieser nur mehr ein Teil der Ortschaft Innichen übrig geblieben war.
Nach dem 1. Weltkrieg kam auch Innichen (und Sexten), obwohl dies im Londoner Geheimvertrag nicht vorgesehen war, zu Italien (eigentlich sollte die Wasserscheide bei Toblach die zukünftige Grenze zwischen Italien und Österreich bilden).
Große Katastrophen:
- 1554 wurde praktisch die gesamte, größtenteils aus Holzbauten bestehende Ortschaft durch einen Großbrand zerstört,
- 1632-34 wütete die Pest (wie in fast allen deutschen Landen),
- 1735 weiterer Großbrand.